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Die gute Seele bei Blau-Gelb

Walter Dörsam

Seit 30 Jahren: Walter Dörsam kümmert sich als Platzwart ums Grün

Walter „Sammy“ Dörsam ist ein Urgestein bei Blau-Gelb Frankfurt. Seit 60 Jahren ist er Mitglied im Verein, seit 55 Jahren Jugendtrainer und seit mehr als 30 Jahren Platzwart. Für seinen Verein ist er ein Glücksfall, von der Stadt wurde er für sein Engagement mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.

Ginnheim

Walter Dörsam ist kein Mann der großen Worte. Ruhig sitzt er im Büro der Geschäftsstelle von Blau-Gelb, routiniert rückt er die schwarze Schirmmütze zurecht und streicht über das rote T-Shirt mit dem Adler auf der Brust. Fan von Eintracht Frankfurt sei er seit er denken könne, erzählt er. Nicht, weil er den FSV Frankfurt nicht mag. „Aber die sind einfach nicht so gut“, sagt der 78-Jährige, stützt sich mit beiden Händen auf den Armlehnen ab und setzt sich aufrecht hin. Dann beginnt er zu erzählen – von seiner Zeit bei Blau Gelb, seiner Arbeit als Jugendtrainer und Platzwart. Für dieses ehrenamtliche Engagement wurde er mit der Bürgermedaille der Stadt Frankfurt ausgezeichnet.

Seit über 60 Jahren sei er nun schon Mitglied bei Blau-Gelb, dem größten Fußballverein in Hessen. Trotz der großen Konkurrenz in der Stadt, trotz der Eintracht dem FSV oder Schwarz-Weiß: Kein anderer Verein hat mehr Mannschaften im Spielbetrieb angemeldet als Blau-Gelb. 34 sind es aktuell. Walter Dörsam, der im Verein nur liebevoll Sammy genannt wird, ist seit über 60 Jahren Mitglied. Als er mit 14 Jahren seinen Ausbildungsvertrag zum Fernmelder bei der Deutschen Post unterschrieb, wurde ihm sogleich der Mitgliedsantrag für den damals noch Post-Sportverein Blau-Gelb Frankfurt daneben gelegt.

Kein Leistungsdruck

1926 wurde er von den Postlern gegründet – als Ausgleich zu ihrer beruflichen Tätigkeit. „Ich habe nicht lange überlegt und sofort unterschrieben“, erinnert sich Dörsam an damals. Und so begann er Fußball zu spielen, aus Freude und mit Spaß, ohne großen Leistungsdruck. Die Gemeinschaft, das Zusammensein mit den anderen Jugendlichen tat ihm gut. Bis er mit 19 Jahren an Gelbsucht erkrankte, mit dem Fußballspielen war es von heute auf morgen vorbei. „Ich konnte nicht ganz loslassen, deswegen habe ich meinen Schein als Jugendtrainer gemacht. Bis heute trainiere ich Kinder zwischen fünf und 18 Jahren“, sagt er.

So kennt er auch Emre Can, der von 2000 bis 2006 bei Blau-Gelb spielte – allerdings nie unter Sammy Dörsam. „Dann wäre er wahrscheinlich noch besser“, sagt der augenzwinkernd. Beim FC Liverpool ist Can mittlerweile aktiv, zuvor spielte er bei Bayern München und in Leverkusen. Für Blau-Gelb war das ein gutes Geschäft, sie erhielten eine entsprechende Ausbildungsvergütung, als der 23-Jährige auf die Insel wechselte.

Doch der Job als Jugendtrainer ist nur eine Sache, die Dörsam mit dem Ginnheimer Verein verbindet. Seit mehr als 30 Jahren ist er zudem Platzwart, jeden Tag ist er von halb neun bis nachmittags auf dem 30 000 Quadratmeter großen Gelände unterwegs. Auf seinem Rasenmäher oder zu Fuß. Heckenschneiden, Mull aus den Ecken aufsammeln, die Linien kontrollieren und erneuern sowie die Pflege des Grüns gehören zu seinen Aufgaben.

Auf Kaninchenjagd

„Ab und an muss ich auch auf Kaninchen-Jagd gehen – die sind eine echte Plage“, sagt Dörsam. Er habe schon vieles versucht, um die Nager zu vertreiben. Mit dem Wasserschlauch oder mit Frettchen – bislang jedoch ohne Erfolg.

„Bescheiden, aufrichtig, engagiert und beliebt“, ist die Antwort des Vorsitzenden André von Holtzapfel, wenn man ihn bittet Sammy Dörsam zu beschreiben. Es gebe wohl kein Mitglied, dass sich über so viele Jahre ehrenamtlich engagiert hat und zugleich ein großer Sympathieträger ist. Zudem sei er bei vielen, die mit dem Jugendfußball in Frankfurt zu tun hätten, sehr angesehen. „Für den Verein und auch darüber hinaus ist Sammy ein echter Glücksfall“, so von Holtzapfel.

Dörsam selber findet dieses Lob etwas übertrieben. Zuverlässig sei er, dass sei ihm sehr wichtig. „Sonst läuft es im Fußball nicht rund“, sagt er. Wie lange er den Job als Platzwart und als Jugendtrainer noch macht – aktuell trainiert er zweimal die Woche die Bambinis bei Blau-Gelb – das weiß er selber nicht. „Ich schaue mal, wie lange es körperlich geht. Ich bekomme ja Unterstützung von meinem Sohn, das ist sehr hilfreich. Aber all zu bald, will ich auf die Arbeit nicht verzichten. man braucht mich doch“, sagt er, steht auf, geht auf den Rasen, lässt den Motor seines Mähers an und beginnt seine Runden zu drehen. Wie jeden Tag.

Quelle: Frankfurter Neue Presse / 07.09.2017
Foto: Leonhard Hamerski